SPRACHERWERBSFORSCHUNG
Die Spracherwerbsforschung als Lehr- und Lernforschung befasst sich einerseits mit dem „natürlichen“ und andererseits mit dem institutionellen Spracherwerb im Laufe eines Lebens. Sie stellt die Unterschiede (und Gemeinsamkeiten) heraus, diskutiert altersabhängige Erwerbsabläufe, Regelmäßigkeiten und Unterschiede, ohne die Phylogenese außer Acht zu lassen, weil sich Phylo- und Onto- bzw. Aktualgenese, Stammesgeschichte und persönliche Entwicklung im Verhältnis universell-individuell gegenseitig beeinflussen.
Ihr Verhältnis zueinander ist zur Zeit nur in Ansätzen bekannt. Die Entwicklungspsycholinguistik, wohl von H. Grimm (1975) als erste so benannt, hat sich vier Problemfeldern zugewandt:
(1) Wie entwickelt sich die Sprache im Individuum?
(2) Wie hat sich Sprache in der Gattung Mensch im Vergleich zum Affen, seinem nächsten Verwandten, entwickelt?
(3) Welche Veränderungen bewirkt der Spracherwerb in der cerebralen Entwicklung eines Individuums?
(4) Gibt es Unterschiede zwischen frühkindlichem und späterem Spracherwerb mit Auswirkungen auf die cerebrale Vernetzung?
In seiner ersten Publikation hat der Autor am Beispiel des Französischunterrichts an allgemeinbildenden Schulen detailliert, was Gegenstand einer schulischen Sprachlehr- und -lernforschung sein könnte. Der Begriff wurde in einem Projekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft geschaffen. In den folgenden Publikationen skizzierte er die Linien für eine Bereichsdidaktik und -methodik am Beispiel der Unterrichtsfächer Französisch und Spanisch.
Als eine zentrale Aufgabe des Fremdsprachenunterrichts wurde die Vermittlung textbildender Performanzen angesehen. Eine zukünftige Aufgabe wird es sein, die Textsorten zu bestimmen, welche als "tronc commun" (Herzstück) des Fremdsprachenunterrichts an Gymnasien und Gesamtschulen anzusehen sind. Eine - auch rhetorisch wirksame - Textbildung bedarf der häuslichen und schulischen mono- sowie bilingualen Sprachpflege, nicht zuletzt, um der öffentlichen Norm zu gehorchen. Unter dem Motto "Entwickle Deine Sprache" versteht der Autor diese Aufgabe als einen wichtigen kulturellen Aspekt.
Ferner lag es dem Autor am Herzen, eine differentielle Sicht des Lerners im Verständnis der Orientierung am Lerner einzunehmen (s. auch subjektive Theorie des Lernens). Demzufolge skizziert er eine Typologie von Handlungs- und Lernstilen. Kritisch verfolgte er die Diskussion über einen sog. kommunikativen Unterricht mit Dominanz der Mündlichkeit, weil ein solcher stilistisch nicht leistbar ist. Zudem produziert dieser eine zu hohe Fehlerzahl im Toleranzbereich der Benotung. Ebenso kritisch verfolgte er die - ideologisch fundierte - Entwicklung des sog. konstruktiven Lernens als Gegenbegriff zur Instruktion. Im Rahmen einer Ko-Konstruktion kommt dem lehrenden eine Leitfunktion zu. Demzufolge bildet die sog. methodische Analyse im Unterrichtsplan mit methodischen Schlussfolgerungen für die Lernergruppe (Lerngruppenanalyse) das Kernstück der Professionalisierung des Lehrers.
Das Ei des Columbus neu zu erfinden kann lediglich als exemplarischer Lernfall bei sog. Prozeduralen Lernens angesehen werden. Das sog. "Autonomes Lernen", was dieses im Unterricht auch immer sei, gegen die Instruktion auszuspielen, ist ein ideologischer Nonsens. Es geht in concreto um eine sinnvolle Verortung innerhalb der Unterrichtsreihe und Halbjahresplanung. In den meisten Fällen wird ein verantwortungsvoller Unterricht, der den Lernenden nicht mit sich und seinen Mitschülern allein lässt, Progressionen (sog. Häppchenmethodik) mit implizierten erfolgreichen Lernerfolgserlebnissen für den Schüler folgen.
Im Bereich der Didaktik hat der Autor skizziert und begründet, dass - auf dem Weg nach Europa - der Geschichte der zu behandelnden Nation(en) - hier Frankreich und Spanien - im Rahmen einer anthropologischen Landeskunde (Kulturkunde) ein besonderer Stellenwert einzuräumen ist, insbesondere mit Bezug auf die bilateralen Mentalität der Völker. Die nationale Literatur ordnet sich ggf. ein.